Donnerstag, 5. Juni 2014

Frau mit Vierzig

Gestern sprang mein Auto nicht an.
Jakob und ich hatten die Wartezeit, während Luise Tanzen war mit lustigem Gebläse überbrückt. Gebläse und leeren Blicken meinerseits, während Jakob alles ausprobiert und sich kringelig gelacht hat. Und mein Bewußtsein weit weg.
Ach, wo hänge ich bloß die meiste Zeit fest? Und warum ist mein Leben nie richtig gestartet?
Es wird auch keine Wendung mehr nehmen und das will ja auch keiner.
Aber ich fühle mich gar nicht gefunden.
Die Farbe meiner Haare verrät langsam, dass ich nicht mehr den jungen Frauen angehöre. Nichts gegen das Alter, aber bringt es nicht auch eine gewisse Identitätserwartung mit sich?
Wer ich bin, sollte langsam geklärt sein. Wenige Worte mein Leben umreissen. Mutter. Fotografin. Aber beides betreibe ich wie die Laster auf einer einsprurigen Straße. Die stets an Ausweichstellen heranfahren.
Ich habe nichts wirklich verfolgt. Bin schnell von der Strecke gewichen.

Nein, ich bin kein tatkräftiger Mensch. Und meine Energie reicht einfach nicht aus. Von mir ist wenig zu erwarten. Ich schöpfe nicht aus den Vollen.

Pläne, ja das kann ich machen. Aufräumen auch. Durchhalten und auch etwas Organisieren.
Aber die Welt habe ich mir nicht zu eigen gemacht. Und jetzt bin ich nochmal schwanger geworden. Die Übelkeit steigt mir in den Hals, mein Sohn erwartet Spökes von mir, meine Tochter Bestärkung und ich stehe auf einem Parkplatz und benötige Starthilfe.

Donnerstag, 15. Mai 2014

...

ich merke mal wieder nicht
dass dazu kein körnchen bock vorhanden ist:
basteln.
da suche ich nach dem verschwundenen rezept
und blätter mich durch die bunten ideechen
berstend vor lustlosigkeit
aber meine bereitschaft erreicht verzweifelte höhen
wie in dem riesigen haus, in dem alle türen, fenster, gatter, verschläge
offen stehen
bis der wind durchbraust
sich überall an einer unerhörten leere im inneren stößt
kapriolen schlägt
lassos auswirft
nirgendwo hält
immer weiter kreist und konzentriert
bis gar nichts mehr geht
jeder richtungslösung beraubt

Montag, 5. Mai 2014

tripp

puste - außer puste zurück
vom kurzem tripp
ins heimatliche rheinland
mit den vielen alten orten
und bekannten.

zwei mal beim bruder übernachtet, einmal mit kindern, und einmal mit mann noch dazu. danach zur oma. wo
der jüngste bei oma im oberen gästezimmer schlief
und dann erst wieder am morgen darauf zu seinem vierten geburtstag
die treppe runter kam.
er hätte gerne noch länger geschlafen.
die tage vorher waren viel und lang geworden.
schlangen die sich durch die bunten bälle schoben. und sich selber dabei fast verhoben.
denn die schuppen waren schwer geworden. dennoch mußt er zu seinem ehrentag früh raus. es waren leute eingeladen und geschenke warteten schon auf dem sofa.

ja es war was los.
leute und gesichter. neue und alte.
ganz unterschiedliche gespräche, plätze und so viele taschen.
sogar eine matratze und das luftbett hatten wir ins auto gepackt.
es war vor abfahrt auch noch vieles ungewiss. wo und wann und überhaupt wie wir uns treffen, teilen übernachten wollten.
und auch luises schuhe werden neu gebaut. dank zweier gut organisierten termine beim orthopädietechniker.

da hatten wir schon das phantasialand besucht
und uns am folgetag mit meiner freundin und familie in der rheinaue getroffen. wo schön zu sommerwetter und umschwung, spielplatz, crepe, bötchen rudern sowie zwei currywürste auf dem programm standen.
die kleine greta hat mit luise lustig getanzt. die stolzen eltern waren amüsiert. nachdem wir uns satte sechs stunden in der rheinaue rumgetrieben hatten, war es für die kinder und die eltern irgendwann genug. und wir haben den dreien tschüss gesagt. und bis zum nächsten mal

am abend mußten wir den lutz zuhause lassen und sind alleine nur mit jakob ins restaurant. luise war erschöpft, sogar fiebrig und lutz bot sich als hüter an.
der nächste tag war nochmal anders. da haben wir jens und verena besucht. der paul ist jetzt zwei wochen alt und hat das ganze kaffeekränzchen lang durchgeschlafen. es war ein etwas angespannter auftritt. ich frage mich, ob alle besuche bei diesem paar so nüchtern laufen.
nach drei stunden mußten wir uns zwei flaschen wein besorgen, um wieder gelöst zu werden. und das ging dann schnell. bei oma mit georg getrunken, der sich sehr wohl fühlte. die themen waren politik und jährzorn. ohne ergebnis.
am nächsten tag kam kiki mit den kindern. jakob hat sich sehr gefreut beim fußball spielen. und oma hat ein großes brunch gemacht. lutz eine flasche sekt nach der nächsten getrunken.
und auf der rückfahrt bin ich eingeschlafen. das war ein toller tripp.

Dienstag, 22. April 2014

...

verrückt.
morgen wieder verabredet
ich sage nicht nein
nur hinterher ab.

und dazu muß ich nicht mal erfinderisch werden
die kinderkrankheiten machens möglich
die kommen und gehen wie das wetter im april

morgen zu doro und julie, obwohl der tag schon für daria, jonas und jutta reserviert war.
was will ich sagen?
wir leben hier wie familie igel
entfalten uns im garten
aber nicht in einer gemeinsachaft
und dann steht das geburtstagswochenende im phantasialand mit vielen freunden bevor.
mir ist es egal.
ich lebe nicht auf wenn ich mich treffe und ich suche es nicht, das gesellige. aber um es zu meiden ist es mir auch zu unwichtig. es gibt so nichts. manchmal anstrengend, aber nicht schlimm. leider nur wenig für mein seelenheil oder so.
wenn ich sehe, wieviel energie leute für ein miteinander aufbringen, vermute ich schon, sie finden dort eine form von wohl und wohligkeit.

ich bin immer noch auf der suche nach meiner oase.
das haus tut mir gut. die ruhe am morgen. die freiheit. die fotos dich ich immer seltener mache. das klavier, welches ich mit mühe erlerne. und mein plan. der plan erneut schwanger zu werden.

wie ein jäger bin ich immer hinter etwas her.
eine erweiterung meines terretoriums.
nicht bildung, sondern erkenntnis. gefühlte erkenntnis.
nicht karriere, sondern kinder.
nicht liebe, sondern frieden.

ich jage im schleiergewand, und jage was nicht sein soll, ich jage auch, was gar nicht wirklich sein kann.

Freitag, 28. März 2014

...

ich wühle im gestern
in meinen endlosen ordnern von fotos
von babyfotos
von vergangenen zeiten im zeichen von windeln und schnuller
im sommer
beide kinder mit ihren speckigen beinchen
käferlage im bett mit händen in die luft
kreisend und zehen wie fühler

wie so ein winzling das leben befühlt
mit allem was er so hat
die sinne entfaltet
die mama kennenlernt
kontakt zu der welt aufnimmt

ich schwebe in babyerinnerungen
hatte letztens ein bezauberndes baby im kindergarten gesehen
das hat mich gerührt bis ins herz
und ich wollte auch
da war ich es schon
schwanger und es war schon am schwelen in mir

wie nützlicher kann ich sein ?
die frauenärztin hat mir erst ihr leben erzählt
ihre tochter, ihr studium, ihr auslandsjahr
und dann gemeint, man dürfe sich nicht definieren
bloß nicht über die eigenen kinder
als antwort auf meine sinnfindungsversuche durch eine neue schwangerschaft

doch doch die mutterrolle ist so immens
immerzu mit hunderzweiundständigen sachen
immanent
permamant
fordernd
grenzen auflösend
bin ich nun bis aufs unterhemd erfüllt oder schon überfordert?
man hat keine wahl
springt tag und nacht
löst und lockert seine eigene existenz
auf während ich alles was individuell an mir ist
unmißverständlich vererbe

wenn mein kind weint werden quellen in mir angezapft
wenn es etwas braucht verursacht alles was in mir je fehlte
stau
ich bringe und reiche und stille und frage nicht erst
es ist existentiell
und liegt noch davor
ja ein leben vor den kindern kann es gar nicht gegeben haben
und ich versichere ich bin keine vorzeige mutter

Donnerstag, 27. März 2014

Konzentration

Konzentration
bitte schön. Wo treibt sich meine Trauer herum?
Wenn ich die Gedichte über sogenannte "Sternenkinder" lese, verstehe ich die Tränen nicht, obwohl sich trotzdem welche in meinen Augen sammeln.
Aber das ist nicht weil es mir ähnlich geht. Ich kann in der Fehlgeburt keine Person erkennen. Es hat noch gar kein Kind gegeben. Es war nur eine Anlage wie die Medizin es so nennt.

Und deshalb ist meine Trauer von unpersönlicher Natur. Das macht die Sache irgendwie diffus.

Und während die Hormone abnehmen muß ich mich konzentrieren
und wieder zu nüchterer Tagesform zurückkehren.
Das fällt mir dennoch schwer.
Obwohl ich keinen Anlass zur Traurigkeit spüre.

Die Pläne sind nur umgeschrieben. Die aufgebauten Kinderwagen im Keller verhöhnen mich. Da wo das Babybett stehen sollte und in meinen Gedanken schon stand, ist nun der alte Tisch von Oma hingerückt.
Ich brauche auch vorerst nicht die Autos wechseln. Nicht mal dran zu denken. Und die große Umzugskiste mit Babysachen, die ich mir für einen ganzen besonderen Tag mit Luise vorknöpfen wollte, kann weiter im Gerümpel stehen.
Die Änderung der Pläne. Die umgekehrte Hoffnung, ist das schwierige. Als hätte man eine Spielkarte aufgedeckt und dann nochmal gewendet. Das Bild wird nicht mehr sichtbar. Und das Spiel ist für immer unterbrochen.

Daher muß ich mich zur Konzentration anhalten.
Denn die Tage haben trotzdem ein Programm

Mittwoch, 26. März 2014

Duselei

die Hormone weichen
einem seltenen Elan. Ich eile, fliege wieder durch die Kleinigkeiten
die Momente der Verrichtungen
in diesem immer gleichen freien Wahn.

Rebekka hätte sie heißen sollen. Wäre sie eine sie geworden. Rebekka, im Oktober, Beckingen geboren. Einige Tage vor meinem 41.igsten Geburtstag. Das Jahr bevor meine Tochter in die Schule gehen wird. Die Zeit sie hätte gerade so gestimmt. Gepaßt das Kleid der Planung, die man ständig macht.
Und jetzt?
Kommt dieses Kind nicht zur Welt. Nicht zu uns.
Nicht zu dieser Zeit.
Vielleicht haben wir noch eine Chance und bekommen doch nochmal ein Frühlingskind?
Zur Zeit fühlt sich nichts danach an.
In dem Maße wie meine Energie zurückommt
in regelrechten Winden, mich überflutet
heute
morgen
übermorgen
mich Käufe tätigen läßt die überfällig waren
mich sorgfältig wieder um meine Liebsten kreisen läßt
so groß ist auch die Leere
die in mir herrscht mit diesem Abort
dieser Fehlgeburt
konzentrische Kreise weiten sich wie Wellen
in der Wüste meiner ungeleisteten Seligkeit.

Wie kann man das beschreiben?
Es fehlt ja nicht wirklich etwas. Es ist nur eine gute Hoffnung
zu einem Stöckchen geworden
das knirscht und knakst in den Gelenken einer Gefühlsduselei
und ich habe viel vor in dieser Zeit

es ist wieder da
diese Hast nach mehr
nach Meer
dem Meer der letzten Wochen in dem ich so fest gefaßt war
wie ein Fisch im Schwarm
das Meer der Sinnhaftigkeit
weil Wasser nie leer sein kann.

ich kann nicht anders, als für die nächste Schwangerschaft zu leben
und deswegen mich heute und morgen so hastig benehmen.
Musik ist wieder da.
Und Genuß
während die Gefräßigkeit weicht
kommt das Verlangen nach Rausch ganz schleichend heran
was mich die letzten Monate
gar nicht locken kann.

Ja wie das sich jetzt alles wandelt. Das Lebensgefühl. Statt dicht und übel
ist mir jetzt wieder gelöst, leicht und sehnend zumute.
Ich weiß nicht, welcher Zustand schöner oder scheußlicher ist
in seiner aufrechten Form
doch ich mit Sicherheit dass ich nicht anders kann
als mich in das nächste Meer zu stürzen und dann
bin ich wieder schwer
gefange und voller sorgen


ich habe nichts anderes im Sinn. Und bis dahin verwöhne ich alle um mich herum. Mit Emails an verlorene Freunde. Mit netten Worten an die alte Familie. Mit Geschenken an die neue. Ein Gartengerät mit Schaukel und Rutsche habe ich heute gekauft. Und die Vorbereitungen fürs Osterfest sind im vollen Gange. Und dann ein Geburtsgeschenk für unsere Taufpaten, die in wenigen Wochen selber Eltern werden.

Ach ich will zurück ins Meer..

Dienstag, 25. März 2014

...

es hätte so schön gepaßt, war schon so hoffnungsschwer gewachsen.
Das große Haus, die neue Stelle vom Mann, das Alter der Geschwister, meine Leerräume und Lücken. Zu schade, dass diese Schwangerschaft nicht bleiben konnte. Wie gerne hätte ich im Oktober ein drittes Kind geboren.

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