lolust

in der schattenliebenden sonne laufe ich über den friedhof und zu meinem negativen strom gesellt sich nachdenklichkeit.

über das ausbleiben von liebe. egal wohin sich die schnecke verkriecht, ich finde sie dort. verschanze mich fest.
meine gedanken umfassen diese isolation. verschlinge und umarme sie eng. mit beiden armen tiefer hinein.
ich stecke selber in einer erde. und häufe von oben noch mehr erde auf.
es wird niet und nagelfest gemacht. auf der außen und innenseite. und dann fühle ich mich gefaßt. eingefaßt. burgfrieden.

die sonne hier auf dem friedhof ist sengend. glühen kann sie nicht. auf einer bank sitze ich und lese "wandlungen einer ehe".
liebe fehlt, wenn man sich bindet und abhängig von bestimmten eigenschaften oder wirkungen des anderen ist. und ich vermisse die liebe.
vielleicht schon immer. es liegt einfach in meiner natur. wie kann ich es sagen..

die richtige Verfassung ist alles
alles ist anders
und bestimmt einzig durch das körpergefühl
gesundheit, wohlbefinden, elan
was willst du mehr?

und eben das ist nicht garantiert
keinen tag lang fallen alle guten energien zusammen
immer ist da eine spannung
die bremst
ein ächzen im blut
und wie oft ist meine wahrnehmung trüb

vermutlich ist mein vorangiges körpergefühl
SCHWINDEL
jawohl, schwindel, taumel der sinne,
ein sausen in den ohren das mich schlecht hören läßt
und dazu diese schlappen knochen
schwer bin ich
so viel schwerer als mein gewicht
und deshalb sag mir nicht
wie es sich formschön leben läßt

ich habe das nicht, das bedürfnis nach sprüngen durch die kornblumenfelder
ich sage nicht, dass ich deswegen überlegen sei
aber sag du mir nicht, das gegenteil

meine schwermütigkeit steckt im detail
der schwindel macht mir vieles unmöglich
eine geregetle arbeit
eine konstante laune
einen gefederten gang
alles dahin

jeder steckt so randlos in seinem körper
dass keiner einen anleiten kann
try walking in my shoes
bestimmt folge ich keiner gangart von vielen

ich lasse mich gehen
mit voller absicht aus trotz und ungeniert
in der hoffnung dadurch
meinen eigenen wünsche und nicht denen der anderen
auf die schliche zu kommen

ich lasse mich gehen
trotzig
lässig
wallend
weil es nicht so weiter geht wie sehr ich andere bediene

ich muß daran arbeiten weniger zu machen
gelöster zu werden
und dann zum punkt zu kommen

es fuchst mich das ausmaß der pflichten in meinen tagen
und viele davon sind gar nicht nötig
sind mehr oder weniger fixpunkt und klammer

beklopptes herumgesitze
nicht wissen wohin und woher
kein oben und unten
alles ist leer

die hormone mal wieder
alles verrückt
innerlich nichts bleibt wo es ist
und heute muß ich mich wieder verstellen
als wäre alles normal

früh baut sich der schleim wieder auf
schicht für schicht
zuerst zart dann immens
und jeden tag, den es näher an die fruchtbarkeit geht
schwirren die bienen
schießen die blumen
und speien die drachen unbedingte feuer
hinab in deinen puls der ungeduld

ich werde jetzt seit fast einem jahr nicht noch mal schwanger
meine kinder sind im kindergarten und ich bin gefangen zwischen meinen kurzen freien intervallen und den pflichten
fahren und kochen
rasen und reden
ruhe und geschrei
diese wechsel laden es ein
das dritte kind
was sonst könnte ich sinnvolles mit meinen freien kapazitäten noch machen
ende dreizig,
scharf auf die vierzig zu
und keine karriere zum ausbauen
ich möchte mein restliches leben jetzt reicher nutzen

unwirsch
umbruch
ich hatte doch die schnittstelle geflickt
jetzt kommen die gelüste wieder
und ich habe zuviel lockere zeit um widerstehen zu können

das optimum muß nicht das beste sein
ich hoffe für Luises zukunft

frauen die mutter werden wechseln die farben
die seiten
die haut und die innenräume

zuerst wird dekoriert aber innerlich werden grenzen gesprengt

wer gewinnt ist das kind