gelöscht

Ich möchte so gerne mal mit jemanden sprechen, der auf meiner Seite ist. Neutral mir zuhören kann, mich sein lassen, wie ich bin. Das geht nicht.
Hier wo ich bin, ist alles voller Altlasten. Die Gespräche sind durchpunktiert, die Absichten stecken voller Dornen und Langweile und Umständlichkeiten um mich Auszuschalten. Und so beginne ich nur meine Sätze und bin barsch schon unterbrochen. Ich möchte mich mitteilen, aber kriege Dämpfer, drei, vier, fünf, sechs in Reihe. Unser Umgang ist ein Graus, ein Waldschrat ohne Manieren und mir tut das weh.

Abgebrochen bleibt, was ich aussprechen wollte. Ins Wort fallen als Statement einer absurden Überlegenheit. Er hält sich für klüger. Wahrscheinlich ist das immer ein folgenschweres Problem.
Was ich sagen will, sei ihm bekannt oder zu doof. Natürlich rede ich immer so wie ich rede. Nie wie eine Zeitung, oder ein Kasten der Informatationen ausspuckt. Relevante natürlich. Nicht solche, die ich einfach nur mitteilen will.
Seit er den Job hat, hat er keine Bereitschaft mehr, mir zu zuhören. Mich gewähren zu lassen. Und was ich überall finde von ihm ist Ablehnung.
Manchmal würde ich mich gerne wegnehmen. So gehe ich jeden Abend frühzeitig schlafen. Untertauchen als einzige Möglichkeit die Attacken Strukturen zu vermeiden. Dann rufen die Kinder. Schreien und brüllen. Verwirrt, halb bestürzt von dem scharfen Klima. Sie sind die Leidtragenden dieser Situation. Wir kommen nicht mehr klar.

Ich habe den Eindruck, dass er damit abgeschlossen hat, für mich da sein zu wollen oder können. Er hat sich jahrelang bemüht, mich so sein zu lassen, dass es irgendwie hinaut. Jetzt gelten seine Anstrengungen anderne Leuten, anderen Dingen. Das ist ok. Nur was soll ich machen? Ich kann mich nicht ausschalten.

Und so lebe ich lästig herum. Mache meine kleinen Handgriffe, meinen Haushalt, Einkäufe, werde kritisiert. Werde niemals gelobt. Das wäre zu schön. Muß Slalom laufen um die Tretminen, dass sie nicht wieder in meinem Gesicht explodieren. Umgehen als Lösung ist natürlich nur ein Vertagen. Ein Eingeständnis, dass ich nicht weiß, wie es weitergehen kann.

Letztes Jahr war es schon da. Dieses starke Gefühl, nicht sein zu dürfen. Die Klappe zu halten, das Dasein zu lassen. Was soll ich machen? Ich kann leider kein anderer sein. So wie er mich dulden würde, müßte ich ein Nahtloser werden. Einer, der kein Feuer hat, keinen Saum, kein Gefühl. Und schon gar keinen Text. Das kann ich leider nicht.

Vielleicht hat er mich immer mehr geliebt, aber jetzt ist er es auch, der mich mehr verabscheut. Das ist kein schönes Gefühl, verabscheut zu werden. Ich halte das schon lange aus. Und er meint, ständig er versteht. Er hält sich für so einen brillianten Versteher, dass er meint, nicht zuhören zu brauchen. Er überspringt das Zuhören aus Selbstgefälligkeit und selbst sich zugesprochener Feinsinnigkeit.
Es nervt, was ich sagen könnte. Es nervt mich zu sprechen, es nerven ihn alle Möglichkeiten, die in mir stecken. Neugierde, Offenheit, Lust ist da nicht.
Ich bin wie verpufft.
Und wenn ich bei den Kindern explodiere, verabscheue ich mich selber sogar. Das ist so fürchterlich. Man wird wie man behandelt wird. Immerzu hassenswert. Dabei soll man sich doch gegenseitig aufwerten und nicht auslöschen.

Ja so ist es hier: wenig.
Viel aushalten und sich selber den Mund verbieten. Im Dunkeln existieren.
Und dieses Aushalten ist was ich tue, wegen der Kinder. Denn da ist meine Liebe endlos. Ihnen schulde ich alles. Eigentlich auch, mir nichts anhaben zu lassen. Von dieser mich umgebenenen Ablehnung meiner selbst.

Aber das ist schwer. Da stecke ich zu tief in meiner Haut. Meine Stimme beim Vorlesen kann ich dann nicht mehr heben. Ich muß flüstern, die Kinder wundern sich. "Warum redest du so fein, Mama?" Sie merken hoffentlich nicht die Zerstörung. Am liebsten möchte ich Schweigen.

Dazu kommt dass unser Umgang mit Streit ein völlig anderer ist. Er scheint gestärkt daraus hervorzugehen, weil er seine Alltagstauglichkeit beweisen kann. Für ihn zählt das Funktionieren mehr als Freundlichkeiten oder Respekt. Und so kann er immer glänzen. Vor den Kindern. Vor sich selber. In der Zeit. Ich bin am verzweifeln. Meine Qualitäten sind alle gelöscht.

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