abgefressen

wie ich gestern abend im Bett lag. Das Einschlafen war so beschwerlich. Zu schlimm war der Tag. Ich hatte die Ergotherapie abgesagt. Zum ersten Mal. Will also was heißen. Aber gegen zehn war ich mir sicher, heute pack ich es nicht. Die Hitze stieg auch noch an. Über dreißig Grad. Und schon beim Aufwachen war ich zu erschöpft um zu stehen. Mußte mich beim Frühstück bereiten hinhocken. Einfach da wo ich war. In der Küche. Zwischen die krümmeligen Kacheln. Ich bin einfach so platt.
Und wie immer stieg das mit jeder Stunde noch an. Diese Erschöpfung. Das Blut pocht in meinem Körper. Die Glieder sind taub. Der Kopf dröhnt und der Magen braucht ettliche Mahlzeiten, die mich nur noch mehr in die Kniee zwingen. Ich schaffe es auch nicht, mich zu zügeln. Zu plötzlich und dringend ist der Hunger. Da wird dann alles verputzt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Reste vom Vormittag. Suppen. Neu gekocht. Bis zur Mittagszeit habe ich schon dreimal zu Mittag gespeist. Fürchterlich. Diese Völlerei.
Und mein Körper kommt nicht klar. ich hole dann die Kinder ab. Wir essen um zwei unser von Nörgeln begleitetes Mittagessen. Und dann ist die hohe Kunst, mich der Bespaßung zu entziehen. Das Sofa lockt. Auch mein Bett. Aber Luise und Jakob verwickeln mich in ihre Streitereien oder in Spiele. Manchmal toben sie auf mir herum. Bis ich schimpfe. Dann döse ich ein und werde abrupt aus dem MInutenschlaf gerissen. Immer und immer wieder. Ich liege auf dem Rücken. Anderes geht nicht mehr. Geplättet. Als wäre eine Dampfwalze über mich hinweg gefahren. Die Kräfte mich wieder in die Senkrechte zu bewegen sind immens. Immer und immer wieder dazu gezwungen. Von Übelkeit getrieben oder weil die Kinder mich brauchen. So oder so, es ist eine Qual jeder Tag.
Ich spreche mit kaum jemanden. Selbst das Abendprogramm muß ich alleine bestreiten. Wenn mein Magen am seidenen Faden baumelt. Gebläht und gefüllt und dennoch nur mit Milch zu beruhigen. Ich treibe die Kinder vor mir her. Wie eine Herde. Zähneputzen. Schlafanzug. Buch lesen. Gespräche. Ich schnaufe, pfeiffe aus dem letzten Loch. Werfe mich danach auf meinen Bett. Und wie gestern fühlt sich alles so lädiert an, dass ich nicht in den Schlaf finden kann. Wie ein zu niedriger Kreislauf einen vom Schlafen abhalten kann. Obwohl man aller Kraft beraubt ist, ist doch etwas aufgeputscht in einem, dass es zum Drahtseilakt wird sich zu erholen. Es dauert ewig bis ich einschlafe. Ich wende und wälze mich. Mein gespannter Bauch, das Gewaber in gesamten Rumpfbereich, die schweren Beine, die formlos liegen, der gerundete Hintern und Hüfte, die sich so fremd anfühlen.
Ach es ist eine Qual. Ich hätte das nicht so erwartet. Und diesem Zustand bräuchte ich so dringend ein offenes Ohr. Ein wenig Gesellschaft, Beistand. Aber ich bin alleine. Alles was bleibt ist die Hoffnung, dass der nächste Morgen ein wenig Erleichterung bringt. Bis alles mit jeder voranschreitenden Stunde wieder hinab geht. Ins Dickicht der abgefressenen Gnade.

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